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Ethische Führung: 7 Tipps für die Balance zwischen Werten und Geschäftszielen

Daniel Schwarz
13. Februar 2024
Zuletzt aktualisiert: 12. August 2024

Unternehmensführung bedeutet definitionsgemäß das Erreichen von Geschäftszielen durch entsprechende Entscheidungen. Als wichtigstes Ziel wird dabei oft die Gewinnmaximierung angesehen. Entscheidungen können jedoch nicht losgelöst vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umfeld getroffen werden. Die Interessen der Investoren, Gesellschafter oder Aktionäre auf der einen Seite sind mit den Bedürfnissen der Mitarbeiter, Kunden und der Allgemeinheit in Einklang zu bringen. Dies erfordert die Beachtung ethischer Aspekte bei der Verwaltung, woraus sich die Frage ergibt:

Was ist ethische Führung?

Darunter ist ein Leitungsstil zu verstehen, der auf moralischen Grundprinzipien, wie Anstand, Integrität und Ehrlichkeit basiert und damit Vertrauen und Respekt schafft.

Neben dem Nutzen für das eigene Unternehmen trägt das Management auch dafür Verantwortung, einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt auszuüben. Besonders Letzteres gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Die Einhaltung ethischer Werte bedeutet jedoch nicht, dass die eigentlichen Unternehmensziele aufgegeben werden müssen. Es handelt sich um einen weit verbreiteten Irrtum, dass sich Gewinnstreben und Umweltverträglichkeit gegenseitig ausschließen. Eine kluge Geschäftsführung setzt vielmehr auf Technologien zur Umweltverbesserung und trägt damit gleichzeitig zur Stärkung des eigenen Images in der Gesellschaft und bei den eigenen Mitarbeitern bei.

Der folgende Artikel zeigt, wie eine ethische Führung ein Gleichgewicht zwischen umsatzorientierten Geschäftszielen und deren wertebasiertem Erreichen schaffen kann.

1. Die Bedeutung der Führungsethik erkennen

Ethische Unternehmensführung führt zu einem positiven Image des Unternehmens und seiner Wahrnehmung nach außen. Wesentliche Vorteile, die eine ethische Führung mit sich bringt, sind:

  • Mitarbeiterloyalität. Eine integre Führung baut Vertrauen zum eigenen Team auf und wird im Gegenzug Vertrauen von den Mitarbeitern zurückerhalten. Konsistente Kommunikation und die Möglichkeit zum Feedback fördern die Zusammenarbeit. Loyale Mitarbeiter, die sich mit den Unternehmenszielen identifizieren, denken weniger daran, das Unternehmen zu verlassen, und sind daher eher bereit, über einen längeren Zeitraum im Team zu bleiben.

  • Hohe Kundenbindung. Ethische Führung beeinflusst die Mitarbeiter und die Arbeitskultur, was sich wiederum positiv auf die Kundenbeziehungen auswirkt. Kunden suchen nicht ausschließlich nach kostengünstigen Produkten, vielmehr bevorzugen sie nachhaltige und umweltbewusst hergestellte Erzeugnisse aus Unternehmen mit sozialer Verantwortung.

  • Positives Markenimage. Strategien zur sozialen Verantwortung von Unternehmen ermöglichen eine hohe Außenwirkung und verbessern das Markenimage. Die Einhaltung moralischer Prinzipien sorgt für Anerkennung und Unterstützung in einer digitalen Welt, in der das Image schnell durch negative Postings und Nachrichten beschädigt werden kann.

  • Attraktivität für Investoren. Studien belegen, dass ein Markenimage, das auf klaren Werten und effektiver Teamarbeit basiert, sehr attraktiv für Investitionen ist. Dies wiederum kann zur Kapitalerhöhung oder zur Finanzierung nachhaltiger Produktentwicklungen genutzt werden.

  • Verbesserte Arbeitsplatzkultur. Motivation und Produktivität stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Beide gedeihen nur in einem positiven Arbeitsumfeld. Führungswerte und eine Unternehmenskultur, die auf Anerkennung und Wertschätzung beruhen, spielen dabei eine wichtige Rolle.


2. Klare ethische Richtlinien und Standards definieren

Wer als Manager Ethik in der Geschäftswelt integrieren möchte, sollte sich zunächst fragen: „Was ist für mich persönlich wichtig und wie kann ich diese Grundsätze in eine ethische Führung meines Teams integrieren?“ Moralische Führungskompetenz zeichnet sich durch die Definition von ethischen Standards aus, an deren Formulierung sich alle Mitglieder des Teams beteiligen können.

Zu den Prinzipien der moralischen Führung gehört die Ausarbeitung klarer Richtlinien, die im Unternehmen konsequent umzusetzen sind. Das beinhaltet die Integration ethischer Grundsätze in alle Planungsprozesse und die Bewertung, wie diese mit den Geschäftszielen in Übereinstimmung gebracht werden können. Nicht zuletzt müssen auch bisherige Strategien dahingehend überprüft werden, ob sie mit ethischen Standards im Widerspruch stehen könnten. Dazu im folgenden Abschnitt mehr.

Der Aufstellung ethischer Richtlinien sollte das FATHER-Prinzip zugrunde liegen. Das Akronym steht für Fairness, Verantwortlichkeit (Accountability), Vertrauen (Trust), Ehrlichkeit (Honesty), Gleichheit (Equality) und Respekt. Was genau darunter zu verstehen ist, wird im Abschnitt vier behandelt. Gut umsetzen lässt sich dieses Prinzip bereits bei der Erstellung der Richtlinien. So kann ein erster Entwurf im unternehmenseigenen Social Intranet zu Diskussion gestellt werden. Allen Mitarbeitern wird die Möglichkeit zur Diskussion und Bewertung der einzelnen Vorschläge gegeben. Der fertige Text ist online im Dokumentenmanagementsystem bereitzustellen. Auf diese Weise können alle Mitarbeiter, einschließlich der Mitglieder von Remote-Teams, die aktuelle Version einsehen. Gleichzeitig gewährleistet es die revisionssichere Archivierung, denn die Richtlinie bedarf einer regelmäßigen Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung.

3. Ethische Führung in die Entscheidungsfindung integrieren

Geschäftsentscheidungen werden auf der Basis grundsätzlicher strategischer und finanzieller Überlegungen, unter Berücksichtigung langfristiger Ziele und in Übereinstimmung mit den Werten der Unternehmenskultur getroffen. Aber ethische Entscheidungen sollten in der Führung keine untergeordnete Rolle spielen. Dies ist jedoch oft schwierig, wenn wichtige Stakeholder und externe Faktoren, wie z. B. ein besonders harter Wettbewerb, Interessenkonflikte verursachen und den finanziellen Erfolg des Unternehmens zur höchsten Priorität machen.

Um Interessenkonflikte zu vermeiden, sind klare Richtlinien und Verfahrensweisen mit ethischen Ansätzen zur Entscheidungsfindung zu etablieren. Gleichzeitig sollte das Management die Mitarbeiter ermutigen, ihre eigenen Vorschläge in die Diskussion einzubringen. Die ernsthafte Prüfung von Bedenken, aber auch das Einbringen innovativer Ideen stärken Motivation und Engagement der Teammitglieder.

Eine bewährte Praxis in größeren Unternehmen ist die Einrichtung eines Ethikbeirats, der sich aus Experten unterschiedlicher Bereiche zusammensetzt. Dieser steht der Geschäftsführung bei schwierigen Entscheidungen beratend zur Seite.

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4. Ethisches Verhalten mit Grundwerten fördern

Bereits im Abschnitt zwei wurde darauf hingewiesen, dass ethische Richtlinien nach dem FATHER-Prinzip auf der Basis von Grundwerten zu erstellen sind. Diese sollen jetzt erläutert werden.

  • Fairness: Sie ist eine der grundlegenden Eigenschaften, die eine ethische Führung charakterisieren. Es ist eine Verhaltensweise, die den zwischenmenschlichen Umgang kennzeichnet, bei der die Vorgesetzten nicht einen Mitarbeiter gegenüber einem anderen bevorzugen und für den gleichen Fehler die gleichen disziplinarischen Maßnahmen ergreifen sollten.

  • Verantwortlichkeit (Accountability): Verantwortung für einen Fehler zu übernehmen, zeigt die Charakterstärke von Entscheidungsträgern. Sie müssen sich jederzeit der Tragweite ihrer Entscheidungen bewusst sein und für diese einstehen. Starke Führungspersönlichkeiten übernehmen in schwierigen Situationen die Verantwortung für ihr Team.

  • Vertrauen (Trust): Vertrauen in der Teamarbeit ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Zusammenarbeit. Es basiert auf der Überzeugung, dass sich alle Mitarbeiter gegenseitig respektieren und sich bei der Erfüllung ihrer Aufgaben gegenseitig vertrauen.

  • Ehrlichkeit (Honesty): Jeder Mensch schätzt Ehrlichkeit. Die Förderung dieser Eigenschaft durch das Management des Unternehmens erzeugt eine offene Kommunikation. Diese trägt zum besseren gegenseitigen Verständnis bei.

  • Gleichheit (Equality): Verantwortungsvolle Führung zeichnet sich dadurch aus, dass sie frei von jeglicher Diskriminierung handelt. Unabhängig von Geschlecht, Alter, Glauben, Bildung oder eventuellen gesundheitlichen Einschränkungen ist jeder Mitarbeiter hinsichtlich Recruiting, Weiterbildung, Beförderung oder Entlassung – um nur einige wichtige Kriterien zu nennen – gleichzustellen.

  • Respekt (Respect): Dieser Grundwert von ethischem Verhalten bezieht sich auf die Respektierung anderer Ansichten und Meinungen. Ein Manager sollte Ratschläge und Hinweise unvoreingenommen zur Kenntnis nehmen und prüfen.

5. Ethik in Leistungskennzahlen integrieren

Leistungskennzahlen, die in der Fachsprache als Key Performance Indicators (KPIs) bezeichnet werden, sind quantitativ oder qualitativ messbare Werte, die zur Umsetzung von SMART-Zielen - die den Geschäftserfolg des Unternehmens sichern - definiert werden. Um ein modernes, nachhaltiges Arbeitsumfeld zu fördern, sind KPIs zu bestimmen, die sowohl mit den Geschäftszielen in Einklang stehen, als auch ethisches Verhalten unterstützen.

Die Herausforderung für die ethische Führung besteht darin, solche spezifischen und messbaren Leistungskennzahlen zu entwickeln. Beispiele dafür sind:

  • Kundenzufriedenheit: Wenn die Kundenzufriedenheit mit der Einführung von Service- und Produktqualität, die mit ethischen Werten erreicht wird, steigt, kann dies zu höheren Kundenbindungsraten und starken Kundenbeziehungen führen.

  • Geschäftspartnerbeziehung: Die Einhaltung ethischer Standards bei Zulieferern oder Subunternehmen stärkt die Zusammenarbeit. Langandauernde Beziehungen basieren auf gegenseitigem Vertrauen aufgrund übereinstimmender Wertvorstellungen.

  • Finanzielle Integrität: Messung der finanziellen Auswirkungen einer auf Ehrlichkeit basierenden Gesamtrentabilität. Ermittlung der Kosten, die durch ethische Verstöße entstanden sind.

  • Risikomanagement: Überwachung und statistische Erfassung von Verstößen gegen die Ethik. Prävention zur Risikominderung. Bewertung von Maßnahmen, die ethische Verstöße frühzeitig erkennen oder diesen vorbeugen.

  • Führungsbewertung: Bewertung der Führungseffektivität in Bezug auf ethisches Verhalten durch Mitarbeiter- und Stakeholderbefragungen.

  • Entscheidungskompetenz: Bewertung der Fähigkeit von Führungskräften und Mitarbeitern, ethische Grundsätze bei der Entscheidungsfindung anzuwenden.

Selbstverständlich reicht es nicht aus, nur die beispielhaft genannten KPIs zu definieren, um den Geschäftserfolg in einem harten Wettbewerb zu sichern. Im Mix mit reinen leistungsbezogenen Kennzahlen helfen sie jedoch, die richtige Balance zwischen Gewinnorientierung und ethischen Werten zu finden.

6. Offene Kommunikation unterstützen

Der Aufbau eines Teams nach ethischen Grundsätzen erfordert es, eine konsistente Kommunikation zu allen Themen aufrechtzuerhalten. Das beginnt bereits mit der Begrüßung jedes einzelnen Teammitglieds, setzt sich in regelmäßigen Feedbacks fort und endet nicht erst beim Teammeeting, in dem jedem Mitarbeiter die Möglichkeit zur freien Meinungsäußerung gegeben werden muss. Im Sinne der Gleichbehandlung ist zu gewährleisten, dass jedem Mitarbeiter der Zugang zu allen Kommunikationstools im Unternehmen verfügbar gemacht wird.

Die Möglichkeit zu Feedbacks über ihre Tätigkeit ist für Mitarbeiter ein wesentlicher Faktor zur Stärkung von Engagement und Motivation. Was allerdings noch viel wichtiger ist und ethisches Handeln in der Unternehmensführung kennzeichnet, ist das wirkliche Zuhören. Empathie heißt hier das Erfolgsrezept. Besondere Bedeutung erlangt diese Eigenschaft in remote arbeitenden Teams, wenn die Mitarbeiter nicht oder nur sehr selten zu einem persönlichen Gespräch mit ihrem Teamleiter ins Unternehmen kommen. Hier kann der Einsatz der Videokonferenztools Abhilfe schaffen. Bei einem Videocall oder Teammeeting findet die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht statt und ermöglicht durch Körpersprache und offene Worte, Ehrlichkeit und Vertrauen zu übermitteln.

Das Sammeln von Feedbacks hilft Managern, ihre Arbeit zu verbessern und dient damit dem Erreichen der Geschäftsziele. Offene Dialoge sind dabei nicht auf die Aufgaben der laufenden Projektarbeit zu beschränken. Es ist auch wichtig, ein offenes Umfeld zu schaffen, in dem ethische Fragen frei diskutiert werden können.


7. Ethische Werte in alle Unternehmensprozesse einbeziehen

Eine verantwortungsvolle Unternehmensführung verankert ethische Werte in der gesamten Hierarchie. Es bedeutet vor allem, dass jede Führungskraft mit gutem Beispiel vorangeht und ihre Teammitglieder dazu ermutigt, diese Werte zu befolgen.

Eine der besten Möglichkeiten, Werte und Geschäftsziele in einem Unternehmen dauerhaft in Balance zu halten, besteht darin, dass HR-Manager bei der Auswahl von Personal für Führungspositionen nicht nur auf die Qualifikation und Berufserfahrung der Mitarbeiter achten, sondern auch auf deren Einstellung zu bestimmten Unternehmenswerten. Ohne objektive Bewertungskriterien ist dies keine leichte Aufgabe.

Hilfestellung kann hier eine leistungsfähige HR-Software bieten. Über ein zentral verwaltetes und zu filterndes Mitarbeiterverzeichnis lassen sich alle Mitarbeiterdaten recherchieren. Aus den Daten erstellte Berichte geben einerseits einen Überblick zu den Leistungen, können andererseits aber auch Auskünfte über freiwilliges gesellschaftliches Engagement, die Übernahme von Verantwortung oder die Einreichung von Feedbacks zur Verbesserung von Arbeitsprozessen unter ethischen Aspekten bieten.

Die Prinzipien der moralischen Führung beschränken sich nicht nur auf den aktuellen Personalbestand des Unternehmens. Sie sind unbedingt auch im Recruiting-Prozess zu beachten.

Ähnliches gilt für die Auswahl von Geschäftspartnern, insbesondere für Consultingunternehmen oder wenn Sie Investoren für die Finanzierung neuer Projekte finden müssen.

FAQs

Wie können Führungskräfte ethische Werte effektiv in Geschäftsziele integrieren?

Führungskräfte können ethische Werte effektiv in Geschäftsziele integrieren, indem sie klare ethische Richtlinien festlegen, diese zur Grundlage aller Entscheidungsprozesse nutzen, Ethik in die Definition der unternehmensspezifischen Leistungskennzahlen integrieren, Schulungen zum Thema anbieten und den Recruiting- und Onboarding-Prozess auf den ethischen Werten ausrichten.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Aufrechterhaltung ethischer Führung in einem wettbewerbsorientierten Geschäftsumfeld?

Es gibt eine ganze Reihe von Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung ethischer Führung in einem wettbewerbsorientierten Geschäftsumfeld. Dazu gehören besonders: die Balance zwischen Gewinnerzielung und ethischen Werten, die Erfüllung von Erwartungen der Stakeholder und die Einhaltung regulatorischer Vorschriften unter Wettbewerbsdruck.

Wie wirkt sich ethische Führung auf die Unternehmenskultur und die Leistung der Mitarbeiter aus?

Ethische Führung beeinflusst die Unternehmenskultur und die Leistung der Mitarbeiter im positiven Sinn. Durch die Definition ethischer Werte werden Vertrauen und Respekt gefördert, ein offener Dialog verbessert die Kommunikation der Teammitglieder untereinander und erhöht Motivation und Mitarbeiterbindung.

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